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Die sechs Handlungsfelder der Roadmap 2030

Aus der Vision 2100 wurden insgesamt sechs Handlungsfelder abgeleitet, um im Rahmen der Handlungsagenda "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" mögliche Entwicklungspfade aufzeigen zu können sowie relevante Steuerungsgrößen und Risikofaktoren sichtbar zu machen.

Übersicht über die Handlungsfelder

Nachhaltige Nutzung der natürlichen Wasserressourcen

Hintergrund

In Deutschland ist die ständige Verfügbarkeit von Wasser in hoher Qualität selbstverständlich. Dennoch zeigen die letzten Jahre, dass bestimmte Regionen zeitweise mit Wassereinschränkungen zu kämpfen haben. Der Klimawandel, insbesondere längere Trockenperioden und steigender Wasserbedarf, wird die Niedrigwasserführung von Gewässern beeinflussen. Um die natürlichen Wasserressourcen langfristig zu schützen, ist eine Anpassung aller Wassernutzungen an die sich verändernden Bedingungen erforderlich. Eine verbesserte Prognosefähigkeit der wasserwirtschaftlichen Größen und die transparente Erfassung von Wasserentnahmen sind dabei essenzielle Faktoren. Ein bundesweit einheitliches Verfahren zur Bilanzierung des nutzbaren Wasserdargebots ist nötig, um nachhaltige Nutzung sicherzustellen. Daneben sind ein effizientes Wassermengenmanagement auf Flusseinzugsgebietsebene und eine verstärkte länderübergreifende Zusammenarbeit erforderlich. Anreize zur effizienten Wassernutzung und beschleunigte Genehmigungsverfahren sind ebenfalls notwendig, um Übernutzungen vorzubeugen.

Zur Sicherung einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Wasserressourcen wurden im Handlungsfeld 1 die folgenden Aktionsbereiche definiert: 

  1. Prognose- und Handlungsfähigkeit für ein flexibles und vorausschauendes Management der natürlichen Wasserressourcen verbessern 
  2. Konventionen zum Umgang mit den natürlichen Wasserressourcen auch in Knappheitssituationen entwickeln 
  3. Natürliche Wasserressourcen für zukünftige Nutzungen sichern

Alle 9 Maßnahmen im Handlungsfeld 1 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Naturnahe Qualität der Gewässer

Hintergrund

In Deutschland werden über 9.800 Oberflächenwasserkörper bewirtschaftet, von denen 36,1 Prozent einen "mäßigen", 33,8 Prozent einen "unbefriedigenden" und 19,2 Prozent einen "schlechten ökologischen Zustand" aufweisen. Ursachen dafür sind übermäßige Belastungen durch Nährstoffe, Feinsedimente und organische Spurenstoffe sowie eine unzureichende Gewässerstruktur. Der chemische Zustand wird deutschlandweit als "nicht gut" bewertet, vor allem aufgrund ubiquitärer Schadstoffe. Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zeigt nach wie vor erhebliche Defizite, die konsistent abgebaut werden müssen. Ein quellenbasierter Ansatz, strengere Strafen für illegale Direkteinleitungen und die Reduzierung diffuser Stoffeinträge, insbesondere aus der Landwirtschaft, sind erforderlich. Die landwirtschaftliche Praxis muss sich auf Gewässer, Natur, Boden und Pflanzengesundheit ausrichten. Naturnahe Gewässer benötigen Durchgängigkeit für Organismen und Sedimente sowie natürliche Sohl-, Ufer- und Auenstrukturen. Auf diese Weise ermöglichen sie eine nachhaltige Trinkwasserbereitstellung.

Zum Erhalt und der Erreichung einer naturnahen Qualität der Gewässer wurden im Handlungsfeld 2 die folgenden Aktionsbereiche für wichtig erachtet: 

  1. Bundesweite Datenplattform „Stoffe“ 
  2. Anpassung von vorhandenen rechtlichen Regelungen und Schließung von Regelungslücken 
  3. Reduzierung von Schadstoffen an der Quelle 
  4. Minimierung der Einleitungen von stofflichen Belastungen aus Mischwasser und Regenwasser in die Gewässer 
  5. Verbesserung der morphologischen Strukturen der Gewässer

Alle 10 Maßnahmen im Handlungsfeld 2 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Prof. Dr. Burkhard Teichgräber (Emschergenossenschaft / Lippeverband) stellt das 2. Handlungsfeld vor
https://www.youtube.com/watch?v=OfXp1eXgaOY
Wasserbewusste Siedlungsentwicklung

Hintergrund

Wasserbewusste Siedlungen, die nachhaltig mit Wasser umgehen, sind lebenswerter und klimaresilient. Sie minimieren den CO2- und Wasserfußabdruck durch naturbasierte Lösungen für Niederschlagswasser. Gleichzeitig passen sie sich an Hitze, Dürre und Starkregenereignisse an. Regenwasser wird als Ressource verstanden und bewirtschaftet, ökologische Funktionen der Gewässer werden wiederhergestellt. Aktuell ist der natürliche Wasserhaushalt in vielen Siedlungen gestört. Entgegenwirkende Maßnahmen finden nur punktuell statt. Die Flächenkonkurrenz führt zu fortschreitender Verdichtung und Versiegelung. Eine wasserbewusste Entwicklung erfordert jedoch konkrete Maßnahmen, wie Regenwassernutzung, Entsiegelung, und Dachbegrünung. Kommunen scheuen bislang die Transformation wegen Überregulierung und Komplexität. Für eine wasserbewusste Siedlungsentwicklung ist eine sektorenübergreifende und gesamträumliche Planung auf Grundstücks- und Flusseinzugsgebietsebene notwendig.

Für eine wasserbewusste Siedlungsentwicklung wurden im Handlungsfeld 3 folgende Aktionsbereiche abgeleitet:

  1. Politikberatung
  2. Abbau rechtlicher Hürden und administrativer Hemmnisse
  3. Gesamträumliche Planungen für eine wasserbewusste Transformation
  4. Sensibilisierung, Beratung, Kommunikation

Alle 11 Maßnahmen im Handlungsfeld 3 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Dipl.-Ing. Jutta Lenz (Stadtentwässerungsbetriebe Köln) stellt das 3. Handlungsfeld vor
https://www.youtube.com/watch?v=FjvOugJ39Eo
Resiliente Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen

Hintergrund

Die Wasserwirtschaft sichert Deutschlands positive wirtschaftliche Entwicklung, versorgt Ballungsräume und Industrieregionen und managt Regen- und Abwasser. In Zeiten von Klima-, Wirtschafts- und demografischen Veränderungen ist die öffentliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung als kritische Infrastruktur umso mehr gefordert, diesen gesellschaftlichen Auftrag nachhaltig zu erfüllen. Alle Akteure - neben der Wasserwirtschaft auch Politik und Gesellschaft - müssen den Wandel verstehen, Fehlentwicklungen korrigieren und Wasserinfrastruktur als Schlüssel für die zukünftige Entwicklung erkennen. Resilienzmaßnahmen müssen geplant und umgesetzt werden, um die Ver- und Entsorgungsfunktion auch in Krisenfällen sicherzustellen. Die Infrastrukturen müssen klimawandelbedingte Folgen wie Starkregen und Dürre bewältigen, denn nur resiliente Infrastrukturen bieten Schutz vor Naturkatastrophen und fördern lokale Wasserkreisläufe. Eine digitale Infrastruktur ist entscheidend, erfordert jedoch eine angemessene Finanzierung und Schutz vor physischen und digitalen Bedrohungen. Für zusätzliche Finanzmittel für Klimaanpassungsmaßnahmen sollten CO2-Umlagen, leistungsfähige Entgelt- sowie Sonderbudgetsysteme in Betracht gezogen werden.

Zur Herstellung resilienter Ver- und Entsorgungsinfrastruktuten - baulich wie digital - wurden im Handlungsfeld 4 folgende Aktionsbereiche festgelegt:

  1. Grundsätze wasserwirtschaftlicher Planung anpassen und neu entwickeln
  2. Infrastrukturplanung und -realisierung deutschlandweit anschieben
  3. Rechtliche, personelle und finanzielle Voraussetzungen für eine zukunftssichere Infrastruktur schaffen

Alle 11 Maßnahmen im Handlungsfeld 4 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Ressourceneffiziente und klimaneutrale Wasserwirtschaft

Hintergrund

Das deutsche Klimaschutzgesetz fordert bis 2030 eine 65-prozentige Reduktion der Treibhausgasemissionen und Klimaneutralität bis 2045. Die Wasserwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle in diesen Bemühungen, indem sie Erneuerbare Energien ausbaut, die Energieeffizienz steigert und schädliche Treibhausgasemissionen senkt. Trotz des aktuellen geringen Anteils am gesamten Energieverbrauch in Deutschland setzen Wasserunternehmen verstärkt auf Energieeinsparung und Klimaneutralität. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Minderung von Methan- und Lachgasemissionen im Abwassersektor. Die Umgestaltung der Branche erfordert eine Vorreiterrolle der großen Ver- und Entsorger, die kleinere Betriebe unterstützen und begleiten. Effizienzsteigerungen, regenerative Energienutzung und Ressourcenrückgewinnung sind Schlüsselaspekte für eine nachhaltige Wasserwirtschaft.

 

Für eine ressourceneffiziente und klimaneutrale Wasserwirtschaft wurden für das Handlungsfeld 5 folgende Aktionsbereiche geschlussfolgert:

  1. Ressourcen- und energieeffiziente (Um-) Gestaltung der wasserwirtschaftlichen Systeme
  2. Verringerung der Treibhausgasemissionen der wasserwirtschaftlichen Anlagen zur Erreichung der Klimaneutralität
  3. Umsetzung und Ausweitung der Ressourcenrückgewinnung aus Abwasser

Alle 10 Maßnahmen im Handlungsfeld 5 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Dr. Gesa Kutschera (Gelsenwasser) stellt das 5. Handlungsfeld vor
https://www.youtube.com/watch?v=bLnNxQRAzC0
Wasserbewusste Gesellschaft

Hintergrund

Die Vision 2100 strebt eine wasserbewusste Gesellschaft an, die frühzeitig wasserwirtschaftliche Aspekte in kommunalen Planungen berücksichtigt. In einer wasserbewussten Gesellschaft gehen Bürgerinnen und Bürger verantwortungsbewusst mit der wertvollen Ressource Wasser um, sind sich der Gefahren von Hochwässern bewusst und ergreifen eigenverantwortlich Vorsorgemaßnahmen. Angesichts des Klimawandels ist ein grundlegender Paradigmenwechsel erforderlich, damit Wasserthemen nicht nur bei Extremsituationen in den Medien und damit im gesellschaftlichen Bewusstsein präsent sind. Die Transformation hin zu wasserbewussten Städten mit Grünflächen und multifunktionalen Bereichen beschreibt dabei ein Ziel. Der freie Zugang zu Gewässern soll allen möglich sein, um die Wertschätzung und den Schutz des Wassers zu fördern. Bildungs- und Informationsangebote sollen die Gesellschaft für die Vielfalt und Gefahren des Wassers sensibilisieren. Eine strategische Allianz und mögliche Institutionalisierung, etwa durch eine Wasserstiftung, sollen die Wasserthemen fördern. Politisch sollen "Wasserbeauftragte" im Bundestag und Landtagen das Wasserbewusstsein stärken.

Um die Entwicklung einer wasserbewussten Gesellschaft zu fördern, werden im Handlungsfeld 6 folgende Aktionsbereiche für wichtig erachtet:

  1. Konzentrierte Öffentlichkeitsarbeit bringt Wasser und Gewässer stärker ins Bewusstsein der Menschen
  2. Wirtschaftliche Anreize zum bewussten Umgang mit Wasser schaffen
  3. Überflutungsschäden durch Hochwasser und Starkregen vorbeugen

Alle 4 Maßnahmen im Handlungsfeld 6 können in der Broschüre "Roadmap Wasserwirtschaft 2030" nachgelesen werden.

Dr. Leonhard Hempel (Berliner Wasserbetriebe) stellt das 6. Handlungsfeld vor
https://www.youtube.com/watch?v=GNlS0lfVfh0

Die Roadmap 2030 zum Download